Leben auf dem Mond: Dieses Jahr könnte alles verändern – Experten warnen vor einem Irrtum
Wird der Mond bald unser zweites Zuhause? Eine neue Raumfahrt-Ära beginnt – mit Chancen, Risiken und einer großen Illusion.

Die Idee, dauerhaft auf dem Mond zu leben, ist keine Science-Fiction mehr. Seit Jahren arbeiten Raumfahrtorganisationen und private Unternehmen daran, die Voraussetzungen für bemannte Außenposten auf dem Erdtrabanten zu schaffen. Doch wann wird es wirklich möglich sein, dort zu leben – mit Wasser, Energie und Schutz vor Strahlung?
Technisch sind erste Meilensteine erreicht. Eine bemannte Rückkehr zum Mond ist für Mitte der 2020er Jahre geplant. Der Aufbau einer ersten dauerhaften Station könnte bereits im kommenden Jahrzehnt beginnen. Doch zwischen Konzepten und tatsächlichem Leben auf dem Mond klafft eine Lücke, die viele unterschätzen.
Die größten Herausforderungen bleiben ungelöst
Auch wenn Landungen technisch möglich sind, beginnt das eigentliche Problem erst beim langfristigen Aufenthalt. Auf dem Mond gibt es weder Atmosphäre noch ein Magnetfeld, das kosmische Strahlung abhält. Temperaturen schwanken um mehrere Hundert Grad, von sengender Hitze bei Tag bis zu tödlicher Kälte bei Nacht. Um auf dem Mond leben zu können, müssten Habitate hermetisch abgeschlossen, vollkommen autonom und strahlenresistent sein. Allein der Transport von Wasser, Sauerstoff und Baumaterialien vom Erdorbit zur Mondoberfläche ist eine logistische und finanzielle Herkulesaufgabe.
Technik allein reicht nicht – die Versorgung ist das Nadelöhr
Vieles hängt an der Frage, wie man auf dem Mond Ressourcen nutzt. Der Fund von Wassereis in den Mondpolargebieten gilt als Hoffnungsträger: Wasser für Astronauten, aufgespalten auch als Treibstoffquelle. Doch das Eis ist schwer zugänglich, eingefroren in ewiger Dunkelheit bei -230 Grad. Die Gewinnung ist energieintensiv und bislang kaum erprobt. Auch die Erzeugung von Nahrung ist nicht trivial. Ohne Erde, Sonne und Wetterkreisläufe sind hydroponische Systeme notwendig – Hightech-Gärten, die vollständig künstlich arbeiten. Selbst mit modernster Technik ist der Aufwand enorm.
Zeitplan: Hoffnung auf 2040 – aber mit Einschränkungen
Ein realistisches Datum für eine dauerhafte Mondbasis mit menschlicher Präsenz liegt frühestens zwischen 2040 und 2045. Und selbst dann wird es sich um Außenposten handeln, nicht um Siedlungen. Lebensräume für wenige Menschen, nicht für ganze Familien oder Gesellschaften. Die Infrastruktur wird vor allem wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Zielen dienen: Rohstoffgewinnung, Forschung, vielleicht auch als Sprungbrett zum Mars. Von einem alltäglichen Leben – mit Alltag, Freizeit, Kultur – ist man Jahrzehnte entfernt. Der Mond bleibt ein Extremlabor, kein Zufluchtsort.
Die Illusion vom schnellen Aufbruch
Der Reiz, den Mond als zweiten Lebensraum zu begreifen, ist groß. Doch je näher man hinschaut, desto klarer wird: Die Voraussetzungen sind komplexer, die Risiken größer und die Kosten höher als viele denken. Der Glaube, dass man schon bald auf dem Mond leben könne, speist sich mehr aus PR und Wunschdenken als aus nüchternen Fakten. Es wird Fortschritte geben – ja. Doch der Mond wird in absehbarer Zeit kein Ort sein, an dem Menschen leben wollen, sondern nur einer, an dem sie leben müssen, wenn sie es aus einem bestimmten Grund tun. Und das ist ein großer Unterschied.