Schwächung der Meeresströmung könnte Billionen kosten: Forscher kalkulieren Folgen der AMOC-Abschwächung

Die Abschwächung der Nordatlantischen Umwälzströmung (AMOC) verstärkt den Klimawandel und könnte enorme wirtschaftliche Schäden verursachen. Eine neue Studie zeigt, dass bis zum Jahr 2100 Billionenschäden drohen, verursacht durch Extremwetter, Ernteausfälle und Überschwemmungen.

Meeresströmungen leiten tropische Wärme bis nach Europa, kaltes Tiefenwasser fließt zurück
Meeresströmungen leiten tropische Wärme bis nach Europa, kaltes Tiefenwasser fließt zurück. Bild: CEN Climate Visualization Laboratory

Die Erderwärmung hat weitreichende Konsequenzen, darunter auch die Abschwächung der Nordatlantischen Umwälzströmung (AMOC), zu der auch der Golfstrom gehört. Eine neue Studie zeigt nun, dass immense wirtschaftliche Folgekosten drohen.

Die Atlantische Umwälzzirkulation (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC) ist ein globales Strömungssystem, das warmes Wasser nach Norden und kaltes Tiefenwasser nach Süden transportiert. Sie beeinflusst das Klima und den Wärmehaushalt Europas und Nordamerikas.

Forschende des Exzellenzclusters CLICCS der Universität Hamburg und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie haben berechnet, dass dieser Prozess bis zum Jahr 2100 wirtschaftliche Verluste in Billionenhöhe verursachen könnte. Ihre Studie wurde kürzlich im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Bedeutung der Atlantikströmung

Die AMOC spielt eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem. Sie transportiert warmes Wasser aus den Tropen nach Norden und leitet kaltes Wasser zurück in den Süden. Dieser Mechanismus reguliert das Klima in Europa und beeinflusst weltweite Wetterphänomene.

Lange Zeit wurde vermutet, dass eine Abschwächung der AMOC die Nordhalbkugel abkühlen und somit dem Klimawandel entgegenwirken könnte. Doch die neuesten Erkenntnisse widersprechen dieser Annahme. „Die AMOC-Abschwächung würde jedoch den Klimawandel weiter beschleunigen“, erklärt Felix Schaumann, Doktorand im Bereich Nachhaltigkeitsökonomik an der Universität Hamburg und Co-Autor der Studie.

Unterschätzte Klimafolgen

Der Rückgang der Strömung hängt eng mit dem schmelzenden Eis der Arktis zusammen. Große Mengen an Süßwasser gelangen ins Meer, verringern die Dichte des Salzwassers und verhindern das Absinken kalter Wassermassen. Das wiederum schwächt den Strömungsmechanismus, was weitreichende Konsequenzen hat.

Schaumann und sein Kollege Eduardo Alastrué de Asenjo konnten zeigen, dass durch die verlangsamte Strömung weniger CO2 in tiefere Meeresschichten transportiert wird. Stattdessen bleibt das klimaschädliche Gas in der Atmosphäre und verstärkt die Erderwärmung.

Diese AMOC-Kohlenstoffrückkopplung führt, wenn sie in ein integriertes Klima-Wirtschafts-Modell einbezogen wird, zu zusätzlichen wirtschaftlichen Schäden in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass frühere Studien zur AMOC-Abschwächung die Folgen wahrscheinlich unterschätzt haben“, so Schaumann. Sie hätte nicht nur klimatische, sondern auch wirtschaftliche Folgen: Steigende Temperaturen begünstigen Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen, wodurch die gesellschaftlichen Kosten von CO2-Emissionen steigen.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die Studie basiert auf einem globalen Klimarechenmodell, das mit einer wirtschaftlichen Kostenanalyse kombiniert wurde. Durch die Simulation verschiedener Szenarien konnten die Forschenden den Zusammenhang zwischen der Strömungsstärke und der Kohlenstoffaufnahme der Ozeane quantifizieren.

Es gibt jedoch noch viele andere Auswirkungen der AMOC-Abschwächung, die noch nicht berücksichtigt wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine weitere Abschwächung der AMOC erhebliche wirtschaftliche Kosten nach sich ziehen würde. Diese entstehen unter anderem durch häufigere Naturkatastrophen, Ernteeinbußen und steigende Meeresspiegel.

Das Fazit der Forschenden ist eindeutig: Eine nachhaltige Klimapolitik ist unerlässlich, um die Risiken einer weiter abnehmenden Atlantikzirkulation zu minimieren und die wirtschaftlichen Folgekosten zu begrenzen.

Quellenhinweis:

Schaumann, F., & Alastrué de Asenjo, E. (2025): AMOC reduces ocean carbon uptake and increases the social cost of carbon. Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS U.S.A., 122 (9), e2419543122.

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