Unwettergefahr für das Rheinland - Meteorologe Köss warnt vor heftigen Gewittern am Wochenende

Jetzt hat sich die Wetterlage im Rheinland komplett umgestellt. Nachdem über Wochen und Monate ein Atlantikblock zu großer Trockenheit führte, brachte die klassische Westwetterlage den dringend benötigten Regen zurück ins Rheinland. Am Freitag erreichte dann auch erstmals subtropische Warmluft die Region.

In meinem letzten Artikel habe ich auf die vielen Fragezeichen und Unsicherheiten beim Wochenendwetter im Rheinland hingewiesen. Die Modelle haben sich in den letzten Tagen dann aber immer mehr angenähert hin zu einer sommerlich warmen Luftmasse mit zunehmender Schwüle.

Alle Zutaten für schwere Gewitter vorhanden

Wie groß die Schwüle einer Luftmasse ist, lässt sich gut am Taupunkt ablesen. Dieser beschreibt die Temperatur, bei der die Luft gesättigt ist und das Wasser in der Luft kondensiert. Bei niedrigen Taupunkten ist die Luftmasse sehr trocken. Als unangenehm schwül empfinden es die meisten Menschen, wenn der Taupunkt über 16 Grad liegt.

Waren die Taupunkte vor einer Woche in der polaren Kaltluft teilweise nur wenig über 0 Grad, lagen sie am Freitagmittag schon verbreitet um die 15 Grad mit steigender Tendenz. Es wird also zunehmend schwül-warm im Rheinland werden und damit steigt dann auch die Gewittergefahr am Wochenende an.

Schwerpunkt und die Gefahr der stärksten Entwicklungen (bis in den Unwetterbereich) deuten sich aber derzeit für den Westen bis in Mitte (Eifel/NRW bis TH) an.
Hier das aktuelle ICON D2 ist dem SHD derzeit gar nicht so unähnlich (kommt alle 3h neu):https://t.co/1G3MSfE2X4

— Kachelmannwetter (@Kachelmannwettr) May 30, 2025

Ganz so einfach es in der Meteorologie aber mal wieder nicht, denn eine hohe Luftfeuchtigkeit bzw. die Gewitterenergie (CAPE) alleine löst noch keine Gewitter aus. Da braucht es schon ein paar mehr Zutaten: Wichtig ist noch die sogenannte Windscherung (scharfe Änderungen der Richtung und/oder der Geschwindigkeit des Windes, horizontal oder vertikal) und eine hohe Labilität in der Atmosphäre. All diese Bedingungen sind am Samstag im Rheinland vorhanden, so dass das Potential für eine schwere Gewitterlage gegeben ist.

Die Vorhersage im Detail: Nach dem meist sonnigen und sommerlich warmen Freitag mit Temperaturen um die 25 Grad wird die Nacht zu Samstag überwiegend gering bewölkt oder klar. Lange Zeit bleibt es in der feuchten Luftmasse sehr lau und so liegen die Tiefstwerte in den größeren Städten am Rhein nur bei 16 Grad, in ländlichen Regionen bei 15 bis 10 Grad.

Unwetterwarnungen beachten

Am Samstag kann in den Frühstunden ein vereinzelt erster Schauer oder ein Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden, die Wahrscheinlichkeit ist aber eher noch gering. Sonst ist es noch häufiger sonnig oder wechselnd bewölkt und es wird zunehmend schwül-warm mit Temperaturen von 25 bis 29 Grad.

Am Nachmittag kann es dann zu teils heftigen Gewittern und Unwettern mit Starkregen zwischen 20 und 40 Litern pro Quadratmetern in kurzer Zeit kommen. Dazu ist großer Hagel bis 3 Zentimeter möglich und Sturmböen zwischen 65 und vereinzelt 100 km/h. Die Lage ist sehr komplex und so gibt es beim Timing und der Verbreitung weiterhin größere Unsicherheiten. Wie immer bei Gewitterlagen werden die Regionen auf engem Raum unterschiedlich stark betroffen sein. Bitte beachtet am Samstag die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sehr aufmerksam!

In der Nacht zu Sonntag könnte es nach kurzer Wetterberuhigung aus den Benelux-Staaten erneut kräftige Schauer und Gewitter im Rheinland geben. Es wird sehr lau bei Tiefstwerten um 17 Grad, im Bergland etwas kühler. Am Sonntag ist die Luft dann hinter der Kaltluft deutlich stabiler und so sind Unwetter im Rheinland kein Thema mehr. Bei wechselnder Bewölkung kann es vormittags noch zu einzelnen Schauer kommen, der Nachmittag dürfte aber verbreitet schon trocken über die Bühne gehen. Die große Schwüle ist nach Südosten abgezogen und so wird es mit 21 bis 24 Grad angenehm warm werden.